Projektfrühwarnsystem in 10 Fragen

5 min.

Summary

In Projektportfolio-Umgebungen oder auch für Projektdirektoren selbst, ist es oft nicht einfach, klare Signale aus den Projekten zu erhalten. Dies zur Prüfung, ob diese sich auf dem richtigen Weg befinden. Oft recht umfangreiche und komplexe Projektportfolio-Steuerungssysteme werden eingesetzt um genau dies zu ermitteln. Die Praxis zeigt, dass diese aufgrund der Heterogenität der Projekte (sehr groß vs. sehr klein, in Land X bzw. Land Y, im Geschäftsbereich A oder B) nicht dieselbe Zahl an zuverlässigen Messpunkten zu den verschiedensten Projekten verfügbar sind. Dieser Bericht zeigt, wie Sie auch bei unterschiedlichsten Projektgrößen und -arten durch 10 identische einfache Fragen, zuverlässige Frühwarnungen erhalten.

Warum bedarf es eines einfachen Projekt-Frühwarnsystems?

Eine andere Frühwarnung habe ich bereits hier beschrieben, die ganz andere Messgrößen hat. Je nach Anwendungsfall sollten diese Ansätze Anwendung finden. In einem Unternehmen mit hoch standardisierten Methoden, Prozessen und Tools im Projektmanagement ist der nächste logische Schritt weiter auf dem Weg zu noch mehr Qualität für Projekte die Überprüfung der Compliance dieser Vorgaben. Das Projektmanagementhandbuch beschreibt Prozesse, stellt Vorlagen und Tools zur Verfügung um jegliche Projektarten und Projektgrößen standardisiert abzuwickeln. Selbst die spezifische Anwendung von Standardapplikationen wie z. B. MS Project ist oft im Detail zu beschrieben und vorgegeben. Compliance-Kriterien ergeben sich daher im Bereich Policies, Prozesse, Vorlagen und Werkzeuge.

Weil effiziente und vor allem einheitliche Methoden oft fehlen, welche schnell Kernprobleme von Projekten aufzeigen können (und diese schnell abwenden können), wird das Senior-Management – trotz hoher Standardisierung im Projektmanagement – häufiger überrascht durch Projekte, welche

  • hinter dem Zeitplan liegen,
  • das Budget überschreiten
  • und den vereinbarten Leistungsumfang nicht erreichen

was wiederum zu

  • Unzufriedenheit von Kunden und das
  • Verfehlen von Geschäftszielen

führt.

Ein Frühwarnsystem (FWS) enthält Fragen zum Projektstatus, die in Form eines Fragebogens monatlich durch die Projektleiter zu beantworten sind.

Zielsetzung des Frühwarnsystems

Zielsetzung des Frühwarnsystems ist die Entwicklung und / oder die Integration einer Reihe von Tools und Prozessen, welche schnell potentielle Projekt-Problembereiche feststellen und ein sinnvolles Mittel zur Eskalation und Problembehebung bieten, solange sie noch in einfacher Form vorliegen um Überraschungen zu vermeiden.

Die Detail-Ziele können sein:

  • Einführung eines einfachen, skalierbaren Systems, das einfach zu warten ist durch „state of the art“-Technologie.
  • Einführung eines Systems welches es ermöglicht Probleme in Projekten aufzuzeigen und die Beseitigung dieser in der Angebotsphase, Start Up Phase und Run & Maintain Phase ermöglicht.
  • Einführung von Prozessen und Tools, welche nicht umgangen und ignoriert werden können; um die Compliance zu Prozessen und Tools zu bestätigen.
  • Die FWS-Ergebnisse zu nutzen um bestehende Berichte zu erweitern mit den FWS-Informationen.
  • Sicherstellen eines engen Time-Boxing von der Problemidentifikation bis zur Lösung.
  • Entwicklung eines Management-Kommunikationsplanes um das Senior-Management kontinuierlich zu informieren über die konsistente Implementierung und Durchsetzung der FWS Tools, Prozesse und Reporting im gesamten Unternehmen.

Die Erfolgsfaktoren des Frühwarnsystems

Um ein globales Frühwarnsystem sicherzustellen müssen folgende Erfolgsfaktoren eingehalten werden:

  • Zeitnahe und genaue Bewertung von Programm-/Projektstatus bezogen auf Schlüsselkennzeichen.
  • Das Linienmanagement mit Profit & Loss-Verantwortung für die Programme und Projekte ist verantwortlich auf negative Antworten zu reagieren und Maßnahmen zu verfolgen bis diese abgeschlossen sind.
  • Die Fragen müssen intensiv geprüft werden durch das Senior Management.
  • Die Fragen müssen global in allen eventuell vorhandenen regionalen Systemen unverändert verwendet werden.
  • Programm- und Projektmanager beantworten diese Fragen monatlich für jedes Projekt.
  • Standardreports werden den Programm-/Projekt-Sponsoren zur Verfügung gestellt um Maßnahmenverfolgung zu unterstützen.

Die Frühwarnsystem-Fragen

Folgende Fragen stellen eine Auswahl dar für ein Frühwarnsystem. Bei der Adaption für spezifische Organisationen werden auch die relativen Abweichungen in Form der Zahlenwerte angepasst. Die sogenannte Riskoantwort gibt die Antwortmöglichkeit an, welche zu einer Zwangskommentierung des Eintrages führt und in einer konsolidierten Auswertung als „Alarmsignal“ dient.

Nr.FrageRisikoantwort
1Ist die letzte Kundenumfrage mit mehr als 3,5 Punkten (von 5 Punkten) bewertet worden?
Nein
2 Wird der Projektplan wöchentlich mit geleisteter Arbeit und Restaufwänden aktualisiert und neu berechnet?
Nein
3 Sind alle genehmigten Änderungsanträge im Projektplan abgebildet?
Ja
4Verläuft die Personalbesetzung entsprechend der Planung im Projektplan?Ja
5Ist eine gemeinsame Projekt-Governance verabschiedet worden?Ja
6Wurde ein Lenkungsausschuss in den letzten 30 Tagen abgehalten?
Nein
7 Ist die Planabweichung (Schedule Variance) > 10%?
Ja
8 Ist die Kostenabweichung (Cost Variance) > 10%?
Ja
9Hat das Projekt Arbeit außerhalb des genehmigten Projektdefinitionsumfangs geleistet?Ja
10 Sind alle bisher erbrachten Leistungen abgenommen worden? Nein

In einem Datenbanksystem sind die Fragen im Feld „Antwort“ jeweils mit „Ja/Nein“ zu beantworten.

Ist eine Frage positiv beantwortet dann ist diese Frage abschließend beantwortet, also fertig.

Ist eine Frage negativ beantwortet dann wird von den Projektleitern die Eingabe von Maßnahmen zur Lösung der negativen Situation angefordert.

  • Feld „Maßnahme“: Maßnahme zur Lösung der negativen Situation eintragen
  • Feld „Verantwortlicher“: Den Namen des für die Maßnahme Zuständigen auswählen
  • Feld „Plan-Datum“: Datum angeben, bis zu dem die Maßnahme erledigt sein soll / muss (Plan-Datum)
  • Feld „Status“: Status der Maßnahme auswählen.

Die Ergebnisse werden idealerweise in ein unternehmensweites webbasiertes FWS-Tool dargestellt um zentrale Reports und Auswertungen erstellen zu können.

Das Zusammenspiel mit einem Projektmanagementhandbuch-Fragebogen

Sind (weltweit) einheitliche Richtlinien, Prozesse, Tools und Templates im Projektmanagementbereich verfügbar ist eine Erweiterung des Fragebogens in Betracht zu ziehen.

Eine detaillierte Befragung der Projektmanager sollte initial bei Projektstart und bei wesentlichen Projektänderungen durch einen ausführlichen Self-Assessment-Fragebogen erfolgen, welcher deutlich über folgende mögliche FWS-Ergänzungsfragen hinausgeht.

Nr.FrageRisikoantwort
1Wurde die Projektdefinitions-Vorlage aus dem Projektmanagementhandbuch verwendet?nein
2Wurde das Schätzverfahren und die Schätztemplates verwendet gemäß Projektmanagementhandbuch?nein
3Wird wöchentlich eine Earned Value Berechnung basierend auf dem aktuellen Projektplan durchgeführt?nein
4Werden Probleme, Risiken, Abnahmen, Change Requests kontinuierlich im Template aus dem Projektmanagementhandbuch festgehalten?nein

Persönliche Beobachtungen zum FWS

Folgende Beobachtungen konnte ich bei der Betreuung von Projektmanagern zum Thema FWS und den Auswertungen feststellen:

  • Trotz sehr präziser und eindeutiger Fragen ist häufig eine zusätzliche Erläuterung (idealerweise durch eine Handbuch) gegenüber den Projektmanagern und in anderer Richtung eine Kommentierung spezifischer Sachverhalte durch die Projektmanager erforderlich. Einheitliche Vorgaben durch die von zentraler Stelle für spezifische nicht standardisierte Fälle sind sicherzustellen. Damit kann die Qualität auch für diese Fälle bezüglich der Aussagekraft des Frühwarnsystems sichergestellt werden.
  • Bei den Projektmanagementhandbuch-Ergänzungsfragen hat sich bestätigt, dass nur durch bereits ausgebildete Projekt- und Programmmanager sprechende Antworten gegeben werden konnten. Es ist besser auf eine Muss-Antwort zu verzichten um die Qualität der Aussagen nicht zu verwässern.

Bei der Analyse zur Adaptierung eines vergleichbaren Systems in einer Organisation ergeben sich folgende grundsätzlichen Überlegungen:

  • Die ersten Fragen lassen sich nahezu vollständig auf andere Unternehmen übertragen.
  • Ein derartiges ergänzendes (paralleles) Reporting ist nur durch globale Vorgaben durchzusetzen. Regionale oder gar abteilungsbezogene Initiativen würden zu viel Widerstand erfahren.
  • Eine automatische Benachrichtigung und Erinnerung zur Anlage des FWS-Berichtes ist vorzusehen.
  • Eine monatliche Frequenz kann sich, bei anderen Unternehmen mit durchschnittlich kleineren Projekten, als zu gering erweisen.
  • Eine automatische Analyse der Ergebnisse ist erforderlich unter Berücksichtigung der manuellen Zusatzkommentare. Eine Analyse ohne Berücksichtigung der Zusatzkommentare ergibt ein falsches Bild auf die Gesamtauswertung.
  • Wie bei allen anderen Reporting ist auch hier zu beachten, dass bei besonders vertraulichen Projekten / Kundenumfeldern ein Frühwarnsystem ebenfalls ausgeschlossen sein kann.
  • Die Berichte müssen IT-technisch so abgebildet sein, dass sie (nahezu) nicht umgangen und ignoriert werden können; um die Compliance zu Prozessen und Tools zu bestätigen. Diese sollten z. B. mit der Ablage des offiziellen Statusreports verbunden sein.
  • Die FWS-Ergebnisse sollten in bestehende Reports eingebunden sein um die klassischen Adressaten des Projektstatusberichtes ebenfalls über den Zusatzstatus des Frühwarnsystems zu informieren. Somit ist sichergestellt, dass auch dieser Empfängerkreis eine direkte oder indirekte Qualitätssicherung der Angaben durchführt.
  • Die Ergebnisse des Frühwarnsystems sollten regelmäßig mit vollständigen Projekt- oder Programmaudits verglichen werden um die Aussagekraft zu validieren und kontinuierlich zu verbessern.
  • Das Frühwarnsystem darf in einem Projekt nicht erst durch die erstmalige Ablage eines Projektstatusberichtes, sondern z. B. durch die Anlage von Projektnummern oder Projektcodes initial ausgelöst werden.
  • Das Frühwarnsystem sollte in Stufen eingeführt werden. Zuerst sollten ausschließlich Projekte mit hohem Projektvolumina oder Komplexität in den Umfang eingeschlossen werden (wichtig ist hierbei harte Kriterien anzuwenden). Dies erlaubt auch den Betreuungsaufwand der Projektmanager durch die Analysten besser zu managen.

Übergabe eines Programmes in 6 Phasen

2 min.

Summary

Sobald Sie ein Programm übergeben, sollten Sie einige Dinge bei der Vorbereitung und Übergabe selbst beachten. Hier hat sich für mich ein 6-Phasen-Ansatz bewährt welcher bei mir immer wieder eingesetzt wird.

1. Preparation (so früh wie möglich!)

  • Abstimmung mit den Stakeholdern
  • Überblick über den Wissenstransfer-Plan
  • Budget für Wissenstransferperiode vereinbaren
  • Suche nach einem Nachfolger und Erhalt der Zustimmung zu einer bestimmten Person von Stakeholdern
  • Endgültiges Startdatum des Nachfolgers bestätigen (Zeitleiste des Wissenstransferplans anpassen)

2. On-Boarding (-3 Wochen)

  • Nachfolger startet im Projekt als zusätzliche Ressource
  • Projektvereinbarung definieren
  • Nachfolger in allen regulären Administrationstätigkeiten wie Zugriffsrechte, Kalendereinladungen, Übergabeprozessdokumentation etc. einbinden
  • Nachfolger im Newsletter vorstellen

3. Shadowing (-2 Wochen)

  • Nachfolger war Ihr bisheriger Stellvertreter, wenn möglich.
  • Der Nachfolger nimmt auch in Ihren besuchten Meetings teil.
  • Der Nachfolger beobachtet alle Ihre Kernaktivitäten.
  • Nachfolger aktualisiert und ändert gemeinsamen Plan für den Wissenstransfer und leitet Aktivitäten ein.

4. Re-Shadowing (-1 Woche)

  • Nachfolger übernimmt Verantwortung
  • Räumen Sie Ihren Schreibtisch und übergeben Sie ihn an den Nachfolger
  • Der Nachfolger leitet alle Ihre früheren Meetings
  • Der Nachfolger ist für alle Ihre bisherigen Prozesse verantwortlich
  • Stehen Sie zur Verfügung für alle Fragen Ihres Nachfolgers

5. Backup (beginnt mit dem Tag der Übergabe)

  • Weniger Präsenz zeigen, nur an internen Teambesprechungen teilnehmen, aber keine Kundengespräche
  • Seien Sie für jede Hilfe für Ihren Nachfolger da
  • Bereiten Sie sich darauf vor, einige operative Tätigkeiten zu übernehmen um den Nachfolger bei der Einarbeitung zu entlasten
  • Senden Sie alle noch eingehenden Anfragen / Fragen an Ihren Nachfolger

6. Phase Out (+1 Woche)

  • Erledigen Sie alle Off-Boarding-Aktivitäten selbst
  • Projektvereinbarung auflösen
  • Seien Sie da, um Ihrem Nachfolger zu helfen
  • Nehmen Sie keine Betriebsaufgaben mehr an
  • Geben Sie eine Abschiedsparty und verabschieden Sie sich im Newsletter
  • Senden Sie alle noch eingehenden Anfragen / Fragen an Ihren Nachfolger
  • Gehen Sie! (+2 Wochen)

Erfolgsfaktoren für eine ordnungsgemäße Übergabe

  • Binden Sie Kunden und alle Stakeholder frühzeitig ein.
  • Ordnen Sie Prozesse nicht programm- / personenzentriert an, sondern prozess- / verantwortungsszentriert.
    • Seien Sie nicht selbst Single Point of Contact für mehrere Prozesse,
    • Machen Sie stattdessen jedes Ihrer Teammitglieder von Anfang an für einen oder mehrere Prozesse verantwortlich (Management by Objective).
  • Planen und bereiten Sie Ihre Übergabe als eigenes Projekt vor.
  • Erstellung eines Wissenstransferplans, der von allen Beteiligten abgestimmt werden muss.
    • Aufschlüsselung des Wissenstransfers in granulare Aktivitäten (1-3 Stunden).
    • Bitten Sie Ihren Nachfolger, diesen Plan zu pflegen und jede abgeschlossene Aktivität abzuhaken.
    • Behandeln Sie diesen Plan und aktualisieren Sie ihn wie jeden anderen Projektplan.
  • Kommunizieren Sie Ihren Weggang dem gesamten Team spätestens zu Beginn der Wissenstransferphase.
  • Sehen Sie nach erfolgreichem Wissenstransfer eine Backup-Phase vor von bis zu zwei Wochen.
  • Definieren Sie ein klares Übergabedatum im Wissenstransferplan.

Viel Spaß in Ihrem neuen Projekt / Programm!

Agiler Wirbel?!

3 min.

Summary

Agile Arbeit bzw. Lieferung ist nur möglich, wenn notwendige Entscheidungen stets abgerufen werden können. Ebenso funktioniert es ohne entsprechende Governance nicht. Die Arbeitsweise in Turnaround-Situationen von klassischen Projekten ähnelt sich stark mit dem Ansatz agiler Projekte. Hier wird der Fokus auf kurze Iterationen und enge Abstimmung mit dem Kunden gelegt. Aus dieser Beobachtung heraus sollte die Einführung von agilen Prinzipien entsprechend erfolgen. Agile Prinzipien werden sich in unterschiedlichen Branchen auch weiterhin unterschiedlich verbreiten. Wer nun aber Agilität mit Methode oder Technologie verbindet liegt falsch! Frühe Ergebnisse im Projekt und enge Abstimmung mit dem wirklichen Kunden sind keine Methoden- oder Toolergebnisse.

Agiles Projektmanagement funktioniert ohne entsprechende Governance nicht

Agile Arbeit bzw. Lieferung ist nur möglich, wenn notwendige Entscheidungen stets abgerufen werden können. In meinem Beitrag „Kommunikationsprinzipien in einem Projekt“ ist gut zu erkennen, dass die kurze Dauer bis zu einer Entscheidungsfindung extrem wichtig ist. Diese wird oft durch die mittleren Schichten des Managements in einem Unternehmen verlangsamt oder gar blockiert. Dieser sogenannte Permafrost kann die vom Top-Management oft sinnvollerweise identifizierte Notwendigkeit von Agilität nicht nachvollziehen. Diese Schicht will ebenso im Projektverlauf die notwendigen Entscheidungen nicht selbst treffen, aber platziert diese dann auch nicht richtig beim Senior Management.

Agiles Projektmanagement ähnelt sich stark mit dem Ansatz klassischer Projekte in Turnaround-Situationen

Bei agilem Projektmanagement und bei Turnaround-Situationen von klassischem Projektmanagement wird der Fokus auf kurze Iterationen und enge Abstimmung mit dem Kunden gelegt. Aus dieser Beobachtung heraus sollte die Einführung von agilen Prinzipien entsprechend erfolgen. Der klassische Projektplan ist dann meist nur Referenz für vertragsrelevante Liefergegenstände. Die Kette des Versagens bei Projekten ist die Kundenbeziehung und damit die Governance-Struktur, danach die Tools und Prozesse und spätestens anschließend die Mitarbeiterfrustration. Bei der Einführung von agilen Prinzipen ist die Sequenz genau anders herum. Wobei meiner Erfahrung nach kann in Projektorganisationen die Teamstimmung zu jeder Zeit vielfältigste Probleme anzeigen und nicht nur pauschal, dass „etwas“ nicht stimmt, sondern auch in welchen Projektmanagement-Domänen (siehe mein Beitrag Teamstimmung). Interessant wäre hier bei der Einführung von agilem Projektmanagement ebenfalls diese Methode zu verwenden.

Wie wird der agile Wirbel sich nun verbreiten?

Wie in meinem Beitrag „Projektleiter im Jahre 2030“ abzuleiten ist, werden sich die agilen Prinzipien in unterschiedlichen Branchen auch weiterhin unterschiedlich schnell und stark verbreiten. Wie diese „Agilität“ dann aussehen wird, ob reines SCRUM, SRUM of SRCUM, Kanban, scaled agile, SAFe, LeSS oder Spotify wird durch die Kunden- und Unternehmensumgebung (also Produkte, Dienstleistungen, Branche, Größe usw. geprägt). Ist das „klassische Projektmanagement“ damit tot? Sicherlich nicht, denn es gibt bestimmte komplexe (sehr große Programme) und komplizierte (Wiederholungsprojekte) für die das klassische Projektmanagement die bessere Alternative sein wird. Sinnvollerweise wird der klassische Projektmanager dennoch Tool-Picking aus der agilen Box machen. Wer nun aber Agilität mit Methode oder Technologie verbindet liegt falsch! Frühe Ergebnisse im Projekt und enge Abstimmung mit dem wirklichen Kunden sind keine Methoden- oder Toolergebnisse. Konzepte und Planung sind in beiden Ansätzen erforderlich. Diesem Aspekt tragen Ansätze wie die skalierten agilen Ansätze wie z. B. SAFe besonders Rechnung.

Die Herausforderungen für Product Owner oder Projektmanager

Die Herausforderung für die Treiber von Vorhaben, ob nun Product Owner, Projektmanager oder Programm-Manager wird nun sein, dass diese in unterschiedlichen Umgebungen unterschiedliche Klaviaturen spielen sollen. Denn die dogmatische Ausrichtung „wir machen nur agile Einzel-Projekte“ kann nur in Unternehmen erfolgen, die keinen Bedarf für andersartige Schnittstellen und Umgebungen haben. Der reine Agile Product Owner oder klassische Programmmanager wird daher eher die seltene Spezies bleiben. Eine Stigmatisierung der beiden Ansätze ist daher sicherlich nicht sinnvoll, sondern die kombinierte Anwendung bzw. schlicht gesagt das agile klassische Projekt ist die Zukunft. Frühe und stete Resultate und enge Endkundenabstimmung sind in allen Vorhaben der Erfolgsfaktor.

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Blogparade des Projektmagazins.